Aus Fehlern lernen …

Jahrelang haben wir alle erdenklichen Fütterungsmethoden ausprobiert, um die Fresszeit zu verlängern. Das Ende vom Lied war, dass trotz mehrerer sorgsam abgewogener engmaschiger Heunetze, platziert an verschiedenen Stellen im Paddock, unsere Isländer nach der Morgenfütterung schon nach ca. 2 Stunden ohne Heu dastanden - bis zur Abendmahlzeit, welche ebenfalls schon nach ca. 2 Stunden beendet war.

Ernüchtert mussten wir uns eingestehen, dass wir trotz all unserer Bemühungen ungewollt genau DIE Stoßfütterung mit viel zu langen Fresspausen betrieben, die wir unbedingt vermeiden wollten. Erst durch zeitgesteuerte Heufütterung konnten wir das Problem zufriedenstellend lösen.

Alle hier veröffentlichten Informationen und unsere Empfehlungen resultieren ausschließlich aus unseren eigenen täglichen Praxiserfahrungen. Unsere Beobachtungen haben uns zu der Überzeugung gebracht, dass die folgenden drei Faktoren maßgeblich für das Wohlbefinden und die Gesundheit von Pferden verantwortlich sind:

  1. Heuqualität: Wer hier an den Kosten für hochwertiges Heu spart, hat später umso mehr Ausgaben für Zusatzmittelchen und Tierarzt.
  2. Darreichungsform: Individuell auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Pferde angepasst,
    • von Heu zur freien Verfügung für die schlechten Futterverwerter,
    • über Heunetzfütterung ohne lange Fresspausen (max. 3 Stunden),
    • bis zur zeitgesteuerten Fütterung rund um die Uhr für die besonders guten Futterverwerter (häufig Nordpferde).
  3. Herdenzusammensetzung:
    • Kleine, harmonische Pferdegruppen mit ähnlichen Ernährungsbedürfnissen, in welchen auch das rangniedrige Pferd jederzeit die Möglichkeit hat, sich in einem Unterstand/Stall vor Kälte, Nässe und Mücken zu schützen.
    • Die Anzahl der Fressplätze sollte IMMER die Anzahl der Pferde übersteigen, damit es keinen Kampf um das Heu gibt. Wir empfehlen deshalb pro Raufenseite maximal 1 Pferd - idealerweise nur 3 Pferde für eine Raufe.
    • Pferde sind grundsätzlich friedlich und harmonieliebend. Nur deshalb kann der Mensch das Pferd nutzen. Ständige Beißereien, Schlägereien und Mobbing in der Pferdeherde widersprechen dem Harmoniebedürfnis des Pferdes und führen nicht nur zu Verletzungen, sondern sind schädlich für die körperliche und seelische Gesundheit der Pferde. Ein solcher Dauerstress darf keinem Pferd zugemutet werden.

Dauerfresser Pferd zeitgesteuert füttern

Jeder weiß, Fresspausen von mehr als 3 Stunden sollten keinem Pferd zugemutet werden - weder am Tag noch in der Nacht!

Zeitgesteuerte Heufütterung bedeutet notgedrungen leider, dass wir die tägliche Gesamtfressdauer des Pferdes begrenzen müssen, um Krankheiten zu vermeiden. Dies widerspricht dem Bedürfnis des Pferdes, als Dauerfresser den größten Teil des Tages Nahrung zu sich nehmen zu können.

Ulmenzweige
Ulmenzweige

Für die Nahrungssuche und das Knabbern während der Fresspausen machen wir seit Jahren sehr gute Erfahrungen mit frischen Ästen und Zweigen von ungiftigen Büschen und Bäumen - unter anderem von Buchen, Birken, Haselnusssträuchern, Ulmen, Weiden, Obstbäumen, Brombeer- und Himbeerzweigen etc. Zusätzlich zum Strauch- und Baumschnitt kürzen bei uns die Pferde fleißig alle nicht giftigen Pflanzen rund um ihren Paddock selbstständig ein. Im Sommer sind frisch gejäteter Giersch und leicht angewelkte frische Brennnesseln sehr begehrt.

Von den Pferden wird nur gefressen, was gut für sie ist. Auf unserer Weide stehen beispielsweise viele giftige Robinien, an welchen auch immer mal geknabbert wird - aber nur sehr sparsam. Noch nie gab es deshalb gesundheitliche Probleme. Im Herbst kommen frische Hagebutten und ein paar von den Bäumen rund um den Paddock heruntergefallene Äpfel, Zwetschgen und Eicheln dazu. Das Eichenlaub lassen sie liegen, während das herabfallende Laub anderer Bäume genüsslich verzehrt wird, noch bevor es alt wird. All diese Knabbereien sind nicht nur frisch, kostenlos und vitaminreich, sondern befriedigen ganz natürlich das Kaubedürfnis von Pferden.

Von Pferdebesitzern werden wir immer wieder darauf angesprochen, dass ihre Pferde alles anknabbern. Das hier erwähnte vitaminreiche Naschwerk aus der Natur könnte Abhilfe schaffen - ein Versuch wäre es wert. Wer selbst nicht über genügend Material verfügt, findet vielleicht Gartenbesitzer, welche froh sind, wenn jemand ihren Obstbaumschnitt abholt. Und auch auf Spaziergängen in der Natur wird man fündig.